VON TIM SCHOLZ
BUXTEHUDE. “Das hat sich gelohnt”, sagt Tim Haller. Denn er hat das erreicht, was er erreichen wollte – die Teilnahme an der Badminton-Weltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen. An vier Spieltagen schnupperte der 16-jährige Buxtehuder in Guatémala-Stadt internationale Turnierluft. Im Team-Wettbewerb holte Haller mit dem deutschen Team die Bronze-Medaille. In der Einzel-Disziplin qualifizierte er sich für das Viertelfinale, im Doppel schied das Duo Haller/Heiko Vüllers nach der Vorrunde aus.
Die Asiaten erwiesen sich als besonders schwere Gegner, zumal Haller im Doppel von Lang Yean Loi gefordert wurde. Der Alaysier gewann später die Weltmeisterschaft im Einzel und Doppel. “Die Asiaten sind sehr schnell und technisch stark”, stellt Tim Haller fest, der bereits davon träumt, irgendwann einmal ein Trainingslager in Asien zu besuchen.
Für ihn war es allerdings keine Schande, gegen die begnadeten Badminton-Spieler aus Fernost zu verlieren. Vielmehr galt es, Erfahrung in der zentralamerikanischen Republik zu sammeln. Denn das rechtsseitig gelähmte und hochgradig schwerhörige Nachwuchstalent des Buxtehuder SV nimmt erst seit Anfang des Jahres intensiv an renommierten Para-Badminton-Turnieren teil. Die deutsche Vize-Meisterschaft war sein größter Erfolg.
Lichtblicke versprachen Hallers Ergebnisse im Einzel. Nach Siegen gegen einen Russen und einen Spanier qualifizierte er sich für das Viertelfinale. “Das hat sich Tim durch seine kluge Spielweise verdient”, meint Mutter Rose-Mary Haller, die ihren Sohn begleitete. Da die Spieler nach dem Grad ihrer Behinderung in wenigen Gruppen zugeteilt wurden, ergänzt sie, hätte Tim Haller Gegner gehabt, die er “mit links” schlagen konnte. Doch im Viertelfinale schied er aus gegen Hsing-Chin Huang aus Taiwan.
Künftig wolle Haller ruhiger agieren, wenn ihm Schläge nicht gelingen sollten. “Die unterschiedlichen Behinderungen erfordern stets genaues Hinsehen”, reflektiert er nach dem WM-Abenteuer. “Daher kann man nie das gleiche Potenzial abrufen.” Dennoch zweifelt niemand an seinem Können. Unter Beobachtern der Para-Badminton-Szene gilt er bereits als Nachfolger von Pascal Wolters, dem früheren Weltmeister aus Deutschland.
Die Zeit in Guatemala war für die Hallers eine anstrengende und ereignisreiche zugleich. Der Ausflug in die Maya-Stadt Tikal hat sie besonders beeindruckt. Montag landeten die beiden in Hamburg. “Erstmal entspannen und alles sacken lassen”, sagt Tim Haller. Bald beginnen die Vorbereitungen auf ein internationales Turnier in Frankreich. Dort soll auch die WM 2013 stattfinden. Der Nachwuchssportler bescheiden: “Sehr gerne würde ich daran teilnehmen.”
Hallers Ergebnisse
Einzel: Tim Haller – Dmitri Petukhov (Russland) 21:6, 21:2
Juan Antonio Ramirez (Spanien) 21:11, 19:21, 21:16
Viertelfinale: Hsing-Chin Huang (Chinese Taipei) 21:18, 8:21, 16:21
Doppel: Tim Haller/Heiko Vüllers – Simon Cruz/Juan Antonio Ramirez (Spanien) 19:21, 14:21
Chang-Man Kim (Südkorea)/Lang Yean Loi (Malaysia) 9:21, 5:21
Daisuke Fujihara/Yusuke Yamaguchi (Japan) 15:21, 13:21
(erschienen im Buxtehuder Tageblatt)